Dentalhistorisches Museum und Wissenschaftszentrum Zschadraß

Hauptgebäude des Museums

    

Korrespondenzadresse:

ZTM Andreas Haesler, Im Park 9b
04680 Colditz OT Zschadraß
E-Mail: info@dentalmuseum.de
Tel.: 034381 189506
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Schon die frühzeitlichen Strategien zur individuellen Bewältigung der Mundhygiene, zur Behandlung von Zahnschmerzen oder zur Herstellung von Zahnersatz schreiben eine Geschichte von Fortschritten und Irrtümern, mal auf amüsante, oft auf bittere Art und Weise. Dennoch werden die historischen Markierungen und Wendepunkte dieses Fachgebietes erst seit einigen Jahren systematisch aufbereitet und museal präsentiert.

In Zschadraß, gelegen in der Mitte der drei Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz, auf dem höchsten Punkt des Muldentalkreises, dem Zschadraßer Berg, hat sich der Zahntechniker Andreas Haesler dieser Herausforderung verschrieben. Mit viel persönlicher Mühe hat er ein Museum zur Geschichte der Zahnmedizin und Zahntechnik gegründet. Er hat unzählige Exponate aus dem Fachgebiet der Zahnheilkunde zusammengetragen, geordnet und diese einmalige Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute präsentiert sich die Ausstellung im Dentalhistorischen Museum Zschadraß.

Es handelt sich um eine „Museumsperle Mitteldeutschlands“, meinte der Mitteldeutsche Rundfunk in einer Reportage über die Ausstellung. Weltweit existieren nur circa 20 Museen zur Geschichte der Zahnheilkunde, namhafte Ausstellungen in Europa finden sich in Linz, Wien, Utrecht und Turin. Zschadraß ist dennoch eine besondere Ausnahme. Die Kombination von Museum und Wissenschaftszentrum ist einzigartig auf der ganzen Welt.

Fast eine halbe Million Ausstellungsstücke

Ausstellung im DentalmuseumHistoriker und Mediziner treffen an diesem Ort auf einen enormen Fundus an Wissen und auf unzählige Artefakte aus allen geschichtlichen Epochen der Dentalmedizin. Kulturelle und technische Kuriositäten – zum Anschauen, Anfassen und Ausprobieren – bieten aber auch fachfremden Besuchern des Museums reichlich spannende und aufklärende Unterhaltung.
Das Museum befindet sich in einer 10.800 Quadratmeter großen Parkanlage. Der Komplex umfasst ein Museumsgebäude, eine Bibliothek mit Konferenzräumen, ein Technikum für Großgeräte und ein Gästehaus. Die Kernausstellung erstreckt sich zurzeit über 250 Quadratmeter. Präsentiert werden die Geschichte der zahnärztlichen und der zahntechnischen Berufsausübung, der Zahnhygiene und der Zahnmedizin sowie kunst- und kulturgeschichtliche Artefakte, darunter über 2.500 bildliche Darstellungen. Das Wissenschaftszentrum beinhaltet etwa eine halbe Million Ausstellungsstücke, etwa außergewöhnliche Zahnprothesen, komplette Zahnarztstühle im Originalzustand aus den Anfangszeiten der Zahnmedizin, menschliche und tierische Gebisse, historische Bild- und Werbematerialien und vieles mehr.

Die ältesten Objekte des Museums sind Munddarstellungen aus dem dritten vorchristlichen Jahrtausend, medizinische Instrumente, mit denen vor 1.800 Jahren Zahnschmerzen behandelt wurden sowie Mundhygieneartikel, die von Prophylaxemethoden von vor 2.000 Jahren zeugen. Ein besonderes Exponat ist auch der Arbeitsplatz eines Zahntechnikers um 1873, das älteste vollständig erhaltene Dentallabor der Welt.

Einige Objekte aus dem Fundus des Museums wurden sogar schon als Requisiten für bekannte Filmund Fernsehprojekte verwendet. So stellte das Museum das Sprechzimmer des Dr. Brecht (1873) in kompletter Ausstattung für die Neuverfilmung des Romans „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann zur Verfügung.

Lieblingsstück des Kurators Andreas Haesler – Historischer ArtikulatorEine unglaubliche Sammlung an Literatur befindet sich in der „Bibliotheca Dentaria“: Mehr als 100.000 Kataloge und internationale Zeitschriftentitel sowie zehntausende Bücher zurückgehend bis in das Jahr 1490. Die gesamte Sammlung umfasst an die einhundertfünfzig Fachbibliotheken aus Universitäten, von Sammlern und Museen, von Firmen und sehr viele Werke aus privaten Beständen. Sie ist mit Sicherheit eine Referenzbibliothek, die weltweit ihresgleichen sucht.
Gesammelt und archiviert werden dort auch wissenschaftliche Abhandlungen. Mittlerweile stehen über 10.000 Forschungs- und Promotionsarbeiten aus der Zahnmedizin zur Verfügung. Als Angehöriger des Faches darf man daher nicht überrascht sein, sollte die eigene geistige Schöpfung in den wissenschaftshistorischen Schatz des Museums eingegangen sein.

Der Besuch des Museums ist ein Erlebnis. Dafür sorgt der Museumsgründer und Kurator Andreas Haesler höchst persönlich. Er hat sich mit Leib und Seele dem Museum und der Geschichte rund um die Zahnmedizin verpflichtet. Das ist spürbar an der Begeisterung und der Art, wie er den Besuchern während einer Führung durch das Museum kleine Geschichten und Anekdoten zu jedem Exponat erzählt.

Unterstützung gesucht: Für die Zukunft des Museums

Historische Zahntechniker-WerkstattVon Beginn an hat Andreas Haesler den Kontakt zu Kollegen und Gleichgesinnten auch international gesucht. So hat er weitere umfangreiche dentalhistorische Sammlungen in den medizinischen Museen von St. Petersburg, Prag, Breslau, Wien, Linz, Zürich und Utrecht angestoßen. Sein Ziel ist die Gründung einer internationalen Arbeitsgruppe, um die jeweiligen Möglichkeiten und Perspektiven zu erweitern.

Andreas Haesler ist auch der Vorsitzende des Vereins zur Förderung und Pflege des Dentalhistorischen Museums, der als Rechtsträger fungiert. Bis heute ist das persönliche Engagement des Fördervereins von großer Bedeutung für den Ausbau, den Erhalt und die Vermittlung der vielfältigen Sammlungen. Hinter dem eingetragenen gemeinnützigen Verein stehen fünf ehrenamtlich engagierte Menschen aus der Region. Viele Aufgaben und Angebote konnten nur durch die Unterstützung von einigen wenigen Engagierten, Förderern und Sponsoren, darunter auch zahnärztliche Kolleginnen und Kollegen, realisiert werden.

Für die Zukunft des Museums wünscht sich Andreas Haesler, dass die Möglichkeiten des Wissenschaftszentrums entfaltet und genutzt werden und es sich irgendwann aus sich selbst heraus weiterentwickelt. Derzeit sei diese Aufgabe jedoch nicht zu bewältigen. Dafür fehle es an Mitteln und an Personal. Hilfe ist daher stets willkommen.

 

Fragen an den Gründer und Kurator des Dentalhistorischen Museums Zschadraß

Was hat Sie dazu bewegt, ein Museum dieser Art zu gründen?

Die Geschichte des Museums beginnt mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990. Damals gab ich meine Zusage für die Weiterführung eines staatlichen Dentallabors im sächsischen Grimma. In diesem Labor befanden sich viele alte Materialien, Instrumente und Geräte, die nicht mehr geeignet waren für eine Weiternutzung. Es waren erste wichtige Zeitzeugnisse aus unserem Fachgebiet – zu wertvoll, um sie zu verwerfen. So bewahrte ich sie einfach auf. Letztlich brachten mir Zahnärzte, Zahntechniker, Firmen und Fachlehrer im Laufe der Zeit immer weitere Stücke mit.
Entscheidend waren noch zwei weitere Ereignisse. 1999 kam die große Sammlung eines bekannten Zahnarztes und im Januar 2000 ein altes Dentallabor, welches 1929 gegründet und 1975 stillgelegt worden ist, hinzu. Damit waren meine Kapazitäten zur Aufbewahrung erschöpft. Jetzt hieß es, einen Container zu holen oder etwas daraus zu machen. Ich entschied mich für Letzteres. Daraufhin führte ich ein erstes Gespräch mit dem Chef der Gesellschaft Schloss Colditz. Er sicherte mir einen Platz im Schloss zu. Damit war der Weg für die Entstehung des Museums geebnet, ohne zu wissen wohin dieser führte. Heute, nach 15 Jahren, stehe ich selbst etwas erschrocken und sehr respektvoll vor dem Ergebnis: Ein unglaublicher Schatz, ein erstes und weltweit allumfassendes Wissenschaftszentrum unseres Fachgebietes.

Wie viele Besucher hat das Museum?

Die Besucherzahlen schwanken. Durch verschiedene Werbeaktionen hatten wir schonmal mehr als 2.000 Besucher im Jahr. In den letzten Jahren gab es für solche Maßnahmen jedoch keine finanziellen Möglichkeiten. Somit verzeichneten wir etwas über 1000 Besucher.
Die Gäste kommen aus verschiedenen Gründen. Vor allem freut mich, dass immer mehr Besucher kommen, die sich auch für die wissenschaftlichen Aspekte interessieren.
Fach- und Fachfremde kommen aus allen teilen Europas, den USA und aus dem Iran.
Die Internetseite zählte schon weit mehr als eine Million Besuche aus der ganzen Welt.

Woher bekommen Sie die Exponate?

Aus der ganzen Welt. Die Länder Latein- und Nordamerikas sind fast vollständig vertreten. Jedes Land in Europa ist vertreten. Auch aus Australien und Neuseeland haben wir Exponate. Aus Asien sind alle großen Flächenstaaten und einige kleinere dabei, aus Afrika bislang noch wenige.
Weit mehr als 500 Sammlungen kommen aus Deutschland, darüber hinaus über 155 teils tonnensschwere Bibliotheken aus sieben Museen (Hornberg, Schkeuditz, Grimma, Homburg, Coburg, Grepin, Halberstadt), sieben Firmenarchiven (Degussa, De Trey, Ubert&Co, Emil Huber, Pfingsten – Solingen, Teile von Ritter, Annaberg Buchholz eine Kronenfabrik) und aus neun Universitäten (Jena, Leipzig, Berlin, Halle, Dresden, Charite, Teile der Zahnärzte Bücherei, Tübingen, Erfurt).

Was ist das außergewöhnlichste Exponat in Ihrer Sammlung?

Es würde kein Buch ausreichen, um diese Frage wirklich beantworten zu können. Gehe ich gedanklich durch die Archive und das Museum, bleibe ich an Vielem hier hängen. Jedes Exponat hat seine ureigene Geschichte, über Menschen, die dahinter stehen oder standen; Geschichten darüber, wie einige der Exponate entstanden sind und wie sie ihren Weg hierher fanden. So ist jedes Ausstellungsstück für sich beachtenswert, egal ob es aus Gold ist oder aus Holz, ob über 2000 oder erst 20 Jahre alt. Manchmal hat ein einfaches Exponat für mich Bedeutung wegen seiner Geschichte, ein anderes wiederum mehr wegen äußeren oder technischen Details.

Welche Rolle spielt der Verein zur Förderung und Pflege des Dentalhistorischen Museum?

Eine tragende! Ohne den Verein könnte sich das Wissenschaftszentrum und Museum nicht so entwickeln. Wobei immer nur eine Institution dahinter steht. Ob man den Verein anspricht oder das Museum, es bleibt immer dieselbe. Der Verein ist der Rechtsträger und nicht ganz so alt wie das Museum.
Das Museum hat im März 2000 begonnen zu existieren, im September 2000 ist es eröffnet worden. Seinerzeit arbeiteten wir sehr eng mit dem Schlossverein zusammen. Erst mit der Veränderung der Trägerschaft für das Schloss Colditz musste ein tragender Verein gegründet werden. Das erfolgte am 19.11.2002.

Was wünschen Sie sich und dem Museum in Zukunft?

Ich selbst verstehe meine Rolle hier nur als „Gast“. Daher versuche ich seit den ersten Tagen das Wissenschaftszentrum und Museum auf ein eigenes Fundament zu setzen, damit es sich in Zukunft aus sich selbst heraus weiterentwickeln kann. Das Grundfundament ist bereits außergewöhnlich stabil, jetzt muss der Inhalt bekannt werden und eine wissenschaftliche Aufarbeitung beginnen. Ein Vorbild ist vielleicht das Senkenberg Institut.
In Zukunft wünsche ich mir wieder mehr Interesse seitens des Fachbereiches für seine eigene Geschichte. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, je weiter und genauer man sich in seiner Geschichte auskennt, desto sicherer kann man sich in die Zukunft begeben. Die Vernetzung zwischen Altem und Neuem ist unablässig, um nicht all zu viele Irrwege zu beschreiten.

Wie kann man Sie unterstützen?

Tatsächlich wird dringend Hilfe gebraucht. Die anstehenden Aufgaben übersteigen meine Kräfte. Eigentlich sind wir hier vor Ort nur zwei und einige Helfer.
Es ist ohne das Bewahren und Aufarbeiten nicht möglich eine Orientierung zu haben und gestellte Fragen, welcher Art auch immer, auch in Zukunft beantworten zu können. Wir dürfen uns dieser Verantwortung nicht entziehen.
Helfen kann jeder durch weitere wichtige Zeitzeugnisse und Sachspenden, durch finanzielle Unterstützung für den allgemeinen Aufbau des Wissenschaftszentrums, durch direkte persönliche Hilfe vor Ort, vielleicht auch nach dem Berufsleben und einem beginnenden arbeitsreichen Unruhestand.

Wozu heben sie die Dissertationen bzw. die wissenschaftlichen Arbeiten auf?

Jede einzelne der bisher über 10.000 Abhandlungen ist ein wissenschaftlicher Beitrag in dem teilweise sehr viel Arbeit steckt und vor allem spezielles Wissen, welches kaum wieder zu erbringen ist. Das sind unter anderem Arbeiten zu historischen Themen und Persönlichkeiten, ein unglaublicher Schatz.

Interview am 05.03.2015

 

Unterstützungsmöglichkeiten für das Museum

Das Dentalhistorische Museum ist auf Ihre Unterstützung angewiesen. Willkommen sind Helfer, Spenden und Förderer. Zur Förderung des Museums können Sie auch eine Fördermitgliedschaft im Verein zur Förderung und Pflege des Dentalhistorischen Museums eingehen.

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